Page:H.M. Minerva.djvu/214

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„Natürlich,“ bestätigte San Bacco. „Nino hat sie mir erzählt, und ich glaube sie so gewissenhaft, wie er niir meine Streiche glaubt. Die Erwachsenen machen höfliche Gesichter, wenn ich von mir spreche. Die Zeit ist so sehr verändert; man hält es heute kaum für möglich, daß es einen Lebenslauf gegeben hat, wie meiner war. Nur bei Knaben die noch nicht zweifeln gelernt haben, bin ich unter meinesgleichen.“

„Das sind Einfälle!“ sagte er dann und lachte leise vor sich hin. „Da haben Sie’s, ich mache mir seit acht Tagen keine Bewegung. Aber gehöre ich nicht in Wirklichkeit zu den Knaben, da ich mit den Parlamentsferien nichts besseres anzufangen wußte? Beim Wiederzusammentritt werden die Kollegen mir die Hände schütteln und mich beglückwünschen zu meiner Heldenthüt, und am Büffet über mich lachen. Diese Bürger wissen genau, welchen Windmühlenkmnpf ich mit ihnen bestehe. Sie haben Unterdrückung und Ausbeutung so fest an Freiheit und Gerechtigkeit gekoppelt, daß man die einen nicht mehr treffen kann, ohne die andern zu töten. Ich wünsche mir meine guten alten Tyrannen zurück. Sie heuchelten weniger, sie waren ehrlichere Schurken. Heute kann ich das verratene Volk kaum noch lieben. Es ist zu feige geworden, und ich zu ohnmächtig. Ich schäme mich vor ihm und seinetwegen. Das Gewissen schlägt mir, wenn es meinen Namen ruft, wie vorhin dort unten. Ich wollte, es zöge mich zur Verantwortung…“

„Werden Sie gesund! Alles Große, das wir zu empfinden vermögen —“

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