Page:H.M. Minerva.djvu/172

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„Abgesehen von denen, die nicht mitzählen.“

„Und dann sind Sie so unverschämt? Merken Sie es sich: man begehrt mich!“

„Ich nicht. Es thut mir leid. Wenn ich überhaupt in Betracht käme, — ich komme eben nicht in Betracht, — würde ich nur Eine begehren, ein stolzes, auf ihre entsetzliche Reinheit unmenschlich stolzes, wunderbar abgründiges Geschöpf, das daran stirbt, wenn einer es begehrt, und das uns in seiner Wehrlosigkeit besiegt, weil es stirbt…“

„Weil es … Jetzt verstehe ich Sie, glaube ich nicht mehr ganz, aber Sie machen mich schrecklich neugierig.“

„Worauf, Milady?“

„Auf Sie selbst, auf Ihre Person. Ich will Sie gründlich kennen lernen. Betrachten Sie sich als —“

„Ich betrachte mich als gar nichts, Milady,“ warf er dazwischen, und hüpfte vor Schreck zur Seite.

„Das ist ihr Ton,“ sagte er sich leise, „wenn sie einen haben will…“ und gleich darauf: „Weißt du denn nichts Besseres zu thun, du trauriger Gauch, als dir einzubilden, man wolle dich haben? Du verdienst…!“

„Sie gefallen mir,“ versetzte die große Frau, und betrachtete ihn fest und mit halb geschlossenen Augen. „Wie konnte ich Sie nur übersehen. Sie sind ungewöhnlich — nicht schön, nein, aber ungewöhnlich, — ein sehr schlauer Kerl und fast ein Dichter…“

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