Page:H.M. Minerva.djvu/170

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springt er. Er heiratet und wird Trottel … Nur sein Snobismus bleibt und überlebt sogar seine Würde. Er könnte am Ende mit Jakobus Streit anfangen, nicht wahr, man hat wohl einen Moment der Unbeherrschtheit. Aber dann müßte er das Haus der Herzogin von Assy meiden, das Haus der größten Dame Venedigs. Und so seien Sie überzeugt, Milady, er wird sich stets zu beherrschen wissen.“

„O!“ machte Lady Olympia bloß, und Siebelind dachte: „Sie ist von rührender Einfalt.“ Er stand ein wenig gebückt vor der prachtvollen Frau, wehmütigen und hinterhältigen Gesichts, und strich sich mit seiner leidenden Hand langsam über die Hüfte.

„Vor allen hat er nicht den Mut seiner neuen Lage, dieser ehemalige Glückliche. Er fürchtet sich vor mir, der ich ein Unglücklicher von Natur und Beruf bin. Er hegt ein Grauen davor, in meiner Gesellschaft gesehen, mit mir zusammen genannt zu werden. Ich habe ihn schon in Todesangst versetzt, dadurch daß ich ihn scherzhaft ,Herr Kollege‘ genannt habe. Es war mir ein seltener Genuß.“

Im stillen fügte er hinzu:

„Und was ist es erst für ein Genuß, du schone, dumme Pute, dir das alles zu erzählen, — kompromittierendes über mich selbst auszuplaudern, wenn der Hörer so geistesarm ist, daß er sein Recht, mich zu verachten, nicht einmal durchschaut.“

„Ich glaube, Sie sprechen jetzt von sich selbst?“ fragte Lady Olympia. „Mein Lieber, Sie sind unglaublich geistreich. Wie seltsam, daß mir das heute

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