Jump to content

Page:H.M. Minerva.djvu/161

From Wikisource
This page has been proofread.

von Andenken alter Erhabenheit, ablehnend gegen alle moderne Gutmütigkeit, den fern herbeigezogenen Gästen eine verstummende, scheue Vorstellung aufzwang von der märchenhaften, nicht einzuschätzenden und darum beinahe furchtbaren Persönlichkeit, der sie sich nahten: von dem großen Maler.

Beim Abschied fragte die Herzogin unvermittelt:

„Sollen wir unsere sieben Jahre genau heute als abgeschlossen ansehen? Wie kommen wir eigentlich dazu? Ja, es muß ein Gedenktag sein…“

„Nicht wahr?“ antwortete er rasch. „Auch Sie haben die Empfindung. Ich hatte sie die ganze Zeit; auch das trug dazu bei, mich ungebührlich aufzu reizen,“ setzte er hinzu. — „Und eben, während wir durch das Wartezimmer gingen, ist es mir eingefallen.“

„Was?“

„Daß heute vor sieben Jahren Properzia starb.“

Sie sah ihm in die Augen, starr und ganz befangen in einem Grauen. Dann versetzte sie: „Das hätten Sie mir nicht sagen sollen,“ — und ging.

Wie sie im Kanal ihre Gondel bestieg, langte Frau von Mortœil in der ihrigen an. Sie begrüßten sich flüchtig. Clelia erkannte deutlich den seltsamen Aufruhr in den klaren Zügen der Herzogin. Sofort empörte sie sich innerlich: „Man verläßt den großen Mann, der mir gehört, nicht mit solcher Miene. Ich verbiete es!“ Aber ihre feindselige Regung verbarg sich rasch hinter der träumerischen Lieblichkeit ihres Gesichts.

145