Page:H.M. Minerva.djvu/133

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blauer Baldachin die Feste beschirmte auf dieser marmornen Insel.

Aber alle, die so toll, lüstern und phantastisch dahinschwirrten, jedem Kitzel nach und jeder Chimäre, — sie vergingen und zersprühten endlich, gleich dem Funkenregen des Feuerwerks am Ende aller Feste. Nichts blieb nach ihnen übrig; sie hatten alles verbraucht; das letzte Gold, die letzte Kraft, die letzte Laune und die letzte Liebe.

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Die Herzogin ging allein zurück über den hallenden und himmelhohen Festsaal; er blendete heiß. Aus den Mosaiken San Marcos brach ein wildes Gefunkel. Orientalische Träume, zu Stein geworden, zu silbern wuchtenden Kuppeln und zu Inkrustationen von Malachit, Porphyr, Gold und Emaillen, blitzten sie an — wie mit lauter Dolchen. Und lange Säulengänge schritten als lichte heidnische Eroberer, mit edler Gebärde auf das Geheimnis und das Grauen los, das von Byzanz kam. Die Herzogin dachte:

„Die alten Dekorationen sind stehen geblieben. Und von dem verhallten Drama, das ihr darin spieltet, habt ihr mir ein Wort zugeflüstert. Ihr seid zu mir gekommen, ihr habt mich als eure Enkelin erkannt und mich gewappnet und geschmückt mit der Kraft und der Blüte der marmornen und erzenen Bilder, die stehen geblieben sind, als ihr verschwandet. Sie ziehen mich auf ihr Postament, als ihre Schwester. Ich bin eine eurer Statuen, die heute plötzlich die

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