Page:H.M. Minerva.djvu/106

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Gesicht keuchte. ,Natürlich bist du zu feige!‘ Er stampfte auf; für eine Sekunde vergaß er mich. Ich rannte zum Fluß.

„Es waren nur fünfzehn Schritte. Was sah ich alles während dieser fünfzehn Schritte, und was dachte ich alles! Ich sah: Pierina fährt mit dem Strom von dannen, der kleine schmutzige Mensch wirft ihr einen Strick zu, sie nimmt ihn nicht, sie wird ertrinken. Das wirst du auch, sage ich zu mir, und renne. Er ist hinter mir und lacht. Ich sehe die Jagd der Wolken, und wie ihre Schatten über das Feld laufen. Ich denke: Diese Wolke sieht aus wie ein Sack und die daneben wie ein Lamm; ehe sie zusammengeflossen sind, liege ich im Wasser … Ich sah einen blitzenden Flug wilder Tauben. So ging er: rechts, in die Höhe, und geradeaus. Ich sah, daß der Wald, in meilenweiter Ferne, bald blau war und bald schwarz. O, jeden der Himmelsausschnitte zwischen seinen Bäumen könnte ich noch heute mit den Fingern in die Luft zeichnen! Davor drängt sich eine Schafherde, winzig, verloren im Raum. Ich unterscheide sogar den Hirten. Er ist wohl eine Stunde entfernt, und ich schreie, gegen den Wind, er solle kommen und mir helfen. Plötzlich denke ich: Jetzt helfen mir weder Menschen noch Gott, und lafse mich hinfallen, und er nimmt mich. Er nimmt mich lachend und geht weiter. Pierina ist drüben am Ufer.“

Die Herzogin lauschte und gedachte dabei ihrer eigenen Vergewaltigung durch den von der Anbetung der Masse strahlenden Tribunen. Sie gedachte auch

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