Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/485

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es nennen. Ich möchte lieber sagen: Sie müssen den sittlichen Gedanken in Ihr Leben einführen.“

„Was thue ich mit dem sittlichen Gedanken“ meinte Andreas. Liebling erklärte bereitwillig:

„Der sittliche Gedanke besteht darin, daß Sie dem jungen Mädchen seine Ehre wiedergeben.“

„Kann ich es denn? Ich habe sie ihr nicht weggenommen.“

„Um so schöner ist Ihre Aufgabe.“

Ein Strecke weiter versetzte der Moralist:

„Das Unvermeidliche, mein lieber jugendlicher Freund, das ist der sittliche Gedanke.“

Als sie bereits vor dem Portal der Villa Bienaimee standen, fügte er hinzu:

„Und dann ist es auch das Bequemste.“

Er er ließ den jungen Mann vorangehen, aber beim Überschreiten der Schwelle verspürte Andreas eine tolle Lust, sich umzuwenden, Liebling über den Haufen zu renneu und das Weite zu suchen. Eine Vision, die vor seinem erregten Geiste vorüberzog, hielt ihn zurück. Es lag vor ihm wie eine unabsehbare Hasenheide, wo bei dem Gestank von Schweiß und Fettgebäck, zwischen Folterkammern und Riesendamen eine schwarze, fratzenhafte Menge den populären Instinkten, Wollust und Grausamkeit, keuchend fröhnte. Hier, wo es nach der Volksseele roch, war auch er, Andreas, unterzugehen verdammt. Schon schienen seine Lackschuhe ihren Glanz zu verlieren. Hing nicht von seinem Beinkleid ein Fetzen herunter? Er schüttelte sich, der Alp wich von ihm, und er trat ein.

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