Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/436

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gezeigt. Haben Sie damals in Italien noch mehr erlebt?“

Sie kicherte.

„Habe ich es erlebt? Wer sagt Ihnen, daß ich nicht Äther genommen hatte. Übrigens interessiert mich Italien nicht weiter, es ist mir zu süß. Wie lebt solch ein Italiener? Er denkt nur daran, die Fremden zu bestehlen und einem andern ein Mädchen wegzunehmen. Er giebt seinem Rivalen einen Stich zwischen die Rippen und holt sich in der nächsten Kirche die Absolution, damit ist es wieder gut. Das alles passiert in einer unverschämt blauen Gegend ohne Stimmung. Nein, ich bin für den Norweger. Er sitzt in einer Holzbude, wo es nach Thran riecht, und quält sich halbtot mit Grübeln über Gott, Satan, alle seine Gedankensünden und die ewigen Strafen die die Hölle ausdrücklich für ihn erfunden hat. Der Mann hat doch wenigstens eine Seele.“

„Wenn auch eine muffige,“ fagte Andreas, Beifall nickend. Er überlegte.

„Der Mann hat mit seiner raffinierten Selbstmarter eigentlich auch etwas Sadistisches. Was halten gnädige Frau vom Sadismus, wenn ich fragen darf?“

„O, sehr fein. Hätten Sie übrigens dem Direktor Kapeller so was zugetraut? Er weiht das ,Deutsche Volksballett‘ mit einem ,Coucher‘ ein.“

„Er konnte wohl nichts Älteres erfinden?“

„Nichts Neueres, mein Lieber. Bei diesem Coucher sieht jemand durchs Schlüsselloch. Die Dame nestelt gerade ihr Kleid auf, da klopft es: ein Liebhaber, der

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