Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/416

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Sie wurde ganz ernsthaft.

„Nanu nee! So was machen wir nich. Was denkst du denn!“

„Du bist zu zartfühlend.“

„Nich wegen seiner. Aber bei mir zu Haufe würde es natürlich rauskommen. Zwar feife ich auf die öffentliche Meinung, aber ich scheue den Skandal vor meinen Leuten. Man soll den unteren Schichten kein schlechtes Beispiel geben. Wo bleibt sonst die sociale Ordnung und all der andere Quatsch. Man immer so thun, als wenn bei die feine Welt allens sauber wäre, das is meine Parole.“

Den Kopf im Nacken, mit feierlich geschwungenem Lorgnon, rauschte sie zweimal über den Teppich. Er runzelte die Stirn. Wahrscheinlich nahm sie weniger Rücksicht auf die sociale Ordnung als auf die eifesüchtigen Wallungen ihres Dieners Friedrich oder Antons, ihres Kutschers. Es war zu fürchten, daß sie einem von ihnen gewisse Rechte eingeräumt hatte; vielleicht auch beiden. Er wußte nicht, wieviel er ihr zutrauen durfte. Er versetzte wegwerfend:

„Nun, es ist gut, daß du vorsichtig bist. Schließlich hängst du von Türkheimer ab.“

„Na un du?“

Sie setzte die Hände auf die Hüften. Er maß sie, aus stolzer Höhe.

„Ich verdiene mir mein Geld selber.“

„Thu’ dir man keinen Schaden!“

Sie sah sich höhnisch um.

„Un denn grüße deine Olle von mir und sage

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