Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/363

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Sein Herz klopfte heftiger; beim Anblick von so viel Reichtum vermochte er sich einer Regung von Achtung vor der Besitzerin zu seinem Arger nicht zu erwehren. Er strich gespitzten Fingers behutsam über die hellgrüne Seide, mit duffem Atlas von derselben Farbe gestreift, womit Wände und Möbel bezogen waren. Er prüfte das Gewicht der Stühle: schwere Mahagoni-Gestelle von weit ausladenden Formen und mit echten Bronzebeschlägen. Er ließ sich einen Augenblick im Winkel vor dem großen Tisch nieder. Bronzene, geschweifte Füße trugen die dreieckige Mahagoniplatte, in deren Mitte, auf eingelegter grüner Seide, ein hoher Diskoswerfer aus Bronze seine Muskeln zeigte. Bronze, Mahagoni und grüne Seide: alles verkündete den schweren, beruhigten Geschmack altgewohnter Wohlhabenheit. Nichts war zu spüren von den aufdringlichen Launen eines Emporkömmlings und nichts von der reklamemäßigen Wollust in der Häuslichkeit einer Hetäre. War es möglich, daß hier ein Wesen Namens Matzke wohnte?

Andreas trat vor den Nippesschrank; hinter den Scheiben blitzten lauter Kleinodien: ein Omnibus in Filigranarbeit mit silbernen Pferdchen, eine goldene Kinderklapper, eine mit Brillanten übersäete Bonbonniere. Venus, voll und schlank in einen Onyx geschnitten, hielt sich vor das Gesicht einen Spiegel, der eine große Perle war. Indes er sich vor dem Genius Claudius Mertens’ verneigte, ging die Thür auf. Die Herrin dieses Raumes hüpfte lebhaft herbei, um ihm die Hand zu schütteln wie einem Gefährten ihrer Jugend.

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