Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/355

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dazu,“ meinte Köpf im stillen. Denn er war sich bewußt, den Freund einst eigenhändig in diese Tiefen psychologischerErkenntnis hinabgeleitet zu haben. Ersagte:

„Bewahren Sie sich nur Ihre harmlose Genußfähigkeit. Damit können Sie noch Ungeahntes erreichen.“

„Harmlos? Ah bah!“

Andreas machte ein blasiertes Gesicht.

„Was heißt harmlos? Neulich, an dem großen Tage, als ich nach der Börse mit Türkheimer die Linden entlang ging, da habe ich ihm ins Gesicht gesagt, er fei ein Renaissancemensch, ein Eroberertypus. Nun, ich glaubte es momentan vielleicht selbst. Ich will nicht leugnen, daß ich begeistert war durch das künstlerische Motiv, das in den Gaunereien der Finanzleute liegt. Finden Sie nicht auch?“

„O, bitte. Aber jetzt urteilen Sie wieder anders?“

„Was wollen Sie? Unsereiner führt doch ein Zweiseelenleben. Wir möchten uns wohl den Erscheinungen hingeben, möchte,i wie die andern genießen und bewundern. Aber unser Litteratentum, die Kritik, mit der wir vollgesogen sind, zeigt uns immer wieder das unerquickliche, kleine an den Dingen. Haben Sie es nicht auch schon bemerkt? Wir leiden unter dem zweifelhaften Vergnügen, die Menschen zu durchschauen. So zum Beispiel, mit dem Renaissancemenschen ist es ja gar nichts.“

„Tatsächlich?“

„Fauler Zauber, werter Kollege. Als ich ihm auseinandersetzte, die Ehrenfunktionen des Herrschers, etwa auch von Anarchisten ermordet zu werden, kämen

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