Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/353

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sich schwach gerötet, und in dem erloschenen Blick des großen Mannes züngelte eine kleine Flamme empor. Offenbar bemerkte auch Kokott dies alles; geschmeidig nahm er sich der Sache an:

„Herr Generalkonsul haben ganz Recht. Das junge Madchen verdient alle mögliche Teilnahme. Der Vater! Na, und auch der Vater ist schließlich nicht so schlimm, er hat mehr Unglück als ein einzelner Mensch haben sollte. Seine Frau haben sie ihm in der Charité verhungern lassen. Da begreift man denn manches.“

„Thut man auch. Es ist wirklich nicht alles in Ordnung in unserer Gesellschaft. Für das Volk muß was geschehen. Schicken Sie Matzke mit Tochter mal zu mir, in mein Privatkontor.“

Aufatmend ließTürkheimer sich in denPolstern nieder.

„Februar, und schon so warm. Sie können einem viel vormachen, an die Vereisung glaub ich nicht.“

„Ist wohl sicher nur Mumpitz,“ bestätigte der Baumeister entgegenkommend.

Andreas lüftete den Hut, die Pferde zogen an. Doch winkte Türkheimer seine beiden Begleiter nochmals an den Wagenschlag. Er holte einen Fünfmarkthaler aus der Hosentasche und legte ihn appetitlich in die Rundung zwischen Daumen und Zeigefinger.

„Kennen Sie das, Kokott? Machen Sie mal Ihre Judenfratze!“

„Geben Sie mir Ihren Klemmer, Herr Generalkonsul,“ erwiderte Kokott. Er drückte sich das Glas auf die plötzlich glatt gewordene Nasenspitze, schob die Lippen wulstig vor und zog die Stirn in schmutzige

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