Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/344

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

nach der Hofkutsche um, die lärmend vorbeirasselte. Zugleich sah er über Türkheimers Gesicht ein leises Lächeln huschen. Andreas meinte es zu verstehen, er versetzte:

„Es ist heutzutage natürlich unfein, demokratische Ansichten zu äußern; aber abgesehen davon: mit was für seltsam altertümlichen Institutionen haben wir in unserer modernen Welt es doch immer noch zu thun. Eine Hofkutsche! Ein Hof!“

„Kommt Ihnen das so komisch vor?“

„Ich stelle mich nur auf den socialphilosophischen Standpunkt. Was thun eigentlich jene Leute? Sie stellen etwas vor, was sie gar nicht sind und ziehen sich Furcht und Haß der Menge zu vermittelst des Glaubens an eine Macht, die sie längst nicht mehr besitzen. Wo befindet sich denn jetzt die Macht? Wo wird denn über die höchsten Interessen der Nation entschieden, wo regen sich die echten Leidenschaften, wo schwingt man sich auf den socialen Gipfel oder sinkt in den Abgrund? Es ist doch klar: in einer halben Stunde, die ich auf dem Pflaster der Burgstraße, vor der Börse zubringe, habe ich mehr wirkliche Macht zu fühlen bekommen als während einer ganzen großen Haupt- und Staatsaktion.“

„Was Sie da erzählen, hat was Großartiges,“ meinte Türkheimer schmunzelnd, „und es braucht gar nicht mal Unsinn zu sein.“

„Es sind doch einfache Thatfachen. Von Diplomaten und Würdenträgern will ich gar nicht reden, aber denken Sie sich irgend einen Fürsten, der irgend einem Privatmanne, oder einem Gewerbe, einer Be-

334