Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/315

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Adelheid fühlte, daß sie mit diesen Leuten ein deutliches Wort in ihrer eigenen Sprache reden müsse; sonst würde sie sie niemals loswerden. Sie nahm sich zusammen und versetzte mit Betonung:

„Sie können mir ’n Buckel lang rutschen.“

„Und Sie mich blasen, wo es warm is,“ scholl es pünktlich zurück.

Ein Aufschrei, die Thür wurde weit aufgerissen, und Adelheid flog schluchzend in Andreas’ Arme. Er bewies viel Kaltblütigkeit, drehte den Schlüssel um, schleuderte seine Cigarette vor den Ofen und versuchte die in Scham und Schmerz Aufgelöste zu beruhigen. Es war nicht leicht; sie jammerte, von Thränen erstickt:

„Hast du es gehört? O, dies infame Wort! Alles andere hätte ich ertragen, aber dies infame Wort! Warum müssen wir im Leben so vielen Niedrigkeiten begegnen!“

„Tröste dich,“ bat er. „Diese Menschen werden mit schmutzigen Instinkten geboren. Wir verstehen sie nicht, sie sind von einer anderen Rasse. Wenn sie uns einmal in den Weg treten, so ist es, als habe ein widerliches Tier, eine Kröte oder eine Ratte uns berührt. Man wäscht sich die Hände und denkt nicht mehr daran. Denke nicht mehr daran!“

Er verblüffte sich selbst durch seine geistreiche Skepsis. Sie flüsterte unter dem Taschentuch, das sie sich vor das nasse Gesicht drückte:

„O, du bist edel.“

„Nicht als ob ich einen moralischen Maßstab anlegte,“ so fuhr er fort, „aber dieses Volk ist ästhetisch

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