Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/302

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an. Er wollte sie verlassen! Und bloß aus sittlichem Feingefühl wollte er’s!

„O!“

Ihre Stimme erbebte in Angst und Zärtlichkeit.

„Wie kannst du nur so reden! Hätte ich gewußt, daß dir etwas daran liegt, — du weißt doch, daß ich alles thue was du willst. Ich mache ihr nötigenfalls einen Skandal, verlaß dich darauf, Herzchen, ich drohe ihr mit Enterbung! Nun, ist es so recht?“

„Ich hoffe, daß die junge Frau sich auf den rechten Weg besinnen wird,“ erwiderte er, noch ein wenig strenge, doch halb besänftigt.

Sie legte einen Arm um seine Schulter.

„Sag’, Herzchen, bist du eigentlich bloß wegen dieser — Geschäfte zu mir gekommen? Wir stehen schon die ganze Zeit so steif einander gegenüber, als wären wir unter lauter fremden Menschen. Und ich hab’ dich doch erwartet, hier wo uns niemand sieht. Denn ich wußte, Liebling, daß du kommen würdest.“

Sie flüsterte heiß:

„Heute ist ja ein Freudentag für unsere Liebe. So schön war es noch nie wie heute. Denke nur, jetzt bist du berühmt, und wir sind zusammen glücklich. Wie bin ich glücklich, ich halte meinen großen Dichter ganz fest.“

Er fühlte, daß er etwas thun müsse, und drückte seine Lippen auf ihren Hals.

„Du hast eine schöne Kinnlinie,“ bemerkte er.

Dankbar legte sie ihre Wange gegen die seinige. Aus den wogenden Spitzen ihres Korsage stieg ihm ein

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