Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/286

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stücken erraffen durfte, die hier unter den Möbeln umherrollten. Sie alle waren weit verächtlicher als Kaflisch, der auf Überzeugungstreue keinen Anspruch erhob und harmlos eingestand, daß er sich von Trinkgeldern ernähre. Und wenn sie sich weniger offen auslebten als Kapeller, so besaß im Grunde doch jeder von ihnen die ganz hündische Natur des fetten Mimen, der demütig wedelnd um Verzeihung bat, sobald ein Mächtiger ihn von der Seite ansah, und der, um seinen Gebietern zu gefallen, eine kleine Schauspielerin bis zu Thränen quälte.

Hoch über diefem dunklen Gewühl, der Sphäre wo man um zu leben Niedrigkeiten begehen mußte, weit entrückt, standen nur zwei Männer: Türkheimer und Andreas selbst. Hier wandelte wirklich einmal der Dichter mit dem König auf der Menschheit Höh’n, wie es sein Beruf war. Denn um das Leben ganz zu fassen, mußte er von der Macht gekostet haben, die ein Türkheimer in Händen hielt. Es war eigentlich ein tragisches Geschick, hier oben zu stehen. Man war satt, man hatte nichts mehr zu erkämpfen von dem was drunten alle Leidenschaften in Bewegung setzte. Welche olympische Langeweile! Denn das Glück zu herrschen ward beträchtlich abgeschwächt durch die abgrundtiefe Verachtung, die man für die Beherrschten hegte. Und das Einzige, was dem Mächtigen auf seiner kahlen Höhe übrig blieb, war das wehmütige Vergnügen die Menschen zu durchschauen.

Unter der Last seiner Gedanken wandte sich Andreas müde zum Gehen. Türkheimer war ver-

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