Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/277

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„Sie haben recht. Und dann auch das Ästhetische! Die Emancipierten sind alle mager. Ich lobe mir den Geschmack der Wüstenstämme. Als die Schönste gilt die Frau, die nur auf einem Kamel weiterbefördert werden kann. Dann kommt diejenige, die sich beim Gehen auf zwei Sklavinnen stützen muß.“

Inmitten der geräuschvollen Fröhlichkeit die seine Worte entfesselten, unterschied er ein trockenes Meckern, das ihm bekannt deuchte. Gleich darauf stand ein kleiner bartloser Mann mit Adlernase und gelblederner Gesichtshaut vor ihm, dessen struppiges schwarzes Haar über einen Halskragen von zweifelhafter Weiße fiel und der mit seinem zu langen und zu weiten Gehrock ein Clergyman oder ein Konzertvirtuose sein konnte. Beim Anblick des Doktor Abell gewann Andreas alsbald Ernst und Fassung zurück.

„Das nenne ich mir doch einen gesunden Witz!“ rief der Kritiker. „Man sieht, Herr Zumsee, daß Ihnen die Einfälle nicht bloß am Schreibtisch kommen. So soll es sein. Instinkt und Feuer, das ist das Wahre!“

Das Lächeln mit dem der einflußreiche Theaterreferent seine Worte begleitete, entblößte seine schwarzen Zähne und zerknitterte sein Gesicht in tausend schmutzige Fältchen; doch fand Andreas es gewinnend.

„Herr Doktor, Ihr Wohlwollen beschämt mich,“ versetzte er höflich. Aber Abell nahm die Sache ernst.

„Von Wohlwollen sprechen Sie? Von Wohlwollen meinerseits? Aber verehrter Herr! Was heißt Wohlwollen, was bedeutet Wohlwollen angesichts des Dichters, dem wir die kostbarsten Anregungen dieses

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