Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/272

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schrilles Kichern sprang irgendwo auf, inmitten des Klingelns der Gläser, die nervöse Finger aneinanderstießen. Ein Knistern von Seide ging unablässig hin und her in der Schwüle, und hier und dort schien in einem Frauenblick ein Flämmchen aufzuzüngeln, eine matte, überreizte Begierde, die schnell in sich zusammensank. Was sie fluchtig geweckt hatte, war die phlegmatische Stimme des beleibten Menschen ini fettigen Frack, dessen Hand gleich einem rötlichen Weichtiere das nach Luft schnappt, den Zuschauern winkte, während er ein letztes Mal im Laufschritt seiner kurzen Beinchen die Bühne umkreiste.

Als er stehen blieb, wankte sein schwerer Bauch, aus aller Fassung geraten, im Takte seines keuchenden Atems auf und ab. Das Tragband mußte sich gelöst haben: zwischen Hose und Weste hing ein Stück nasses, graues Hemd heraus, und das Beinkleid rutschte in jämmerlichen Falten herunter. Die Halsbinde saß ihm unter dem rechten Ohr; er griff sich angstvoll an den Kragen, der ihn bedrängte. Sein Gesicht, auf dem die Schminke zerfloß und in das triefende Haarsträhnen hineinhingen, hielt ein überlegenes Lächeln fest, und Kapeller fuhr fort zu winken mit der Hand, die die Damen begeisterte. Aber er gewährte nach Andreas’ Meinung einen widerlichen, beängstigenden und elenden Anblick. Gleich darauf bemerkte der Schauspieler von seinem erhöhten Standpunkte das bleiche Gesicht des Dichters. Die geblähte Genugthunng verschwand sofort aus seiner Miene, und es erschien eine leidseelige Selbst verleugnung darin, die alles Verdienst ablehnte.

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