Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/229

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„Sagen Sie mal, was ist das eigentlich für ein junger Mensch, den Sie sich jetzt angeschafft haben?“

Türkheimer erwiderte:

„Gefällt er Ihnen auch? Das ist ja der persönliche Pflegling meiner Frau. Spaßmacher und Zeitvertreib, wissen Sie.“

„Magerer Zeitvertreib,“ meinte Goldherz.

„Noch ’n bischen mager. Aber er wird schon Fett ansetzen.“

Diese Aussprüche entschieden Andreas’ Urteil über das soeben Erlebte. Indes er mißmutig heimging, erklärte er Türkheimers Cynismus für widerwärtig und Adelheids Auftritt mit der Schauspielerin für geschmacklos und unanständig. Sie hatte vielleicht gemeint, ihm einen Gefallen zu erweisen, indem sie ihn gegen die Nivalin und deren sogenannten Pflegling mit dem Gezeter eines Marktweibes verteidigte? Aber sie hätte sich diskreter verhalten sollen. Eine Frau hatte es wirklich zu leicht, sich für einen Geliebten bloßzustellen, wenn niemand es ihr verübelte und der Mann darüber lachte. Was waren das überhaupt für Sitten! Türkheimer, das war docks klar, fürchtete nichts so sehr, als daß seine Frau ihren harmlosen jungen Menschen verlieren und zu Edelberg, dem Bankier, zurückkehren könnte. Darunter würden seine Geschäfte leiden, und das war die einzige Angelegenheit, in der er keinen Spaß verstand.

„Woher denn sonst das herzliche Wohlwollen, das er mich sortwährend fühlen läßt. Er spricht mit mir

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