Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/218

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Die Gegnerinnen erklärten sich. Sie sagten einander ihre Eifersucht geradezu ins Gesicht. Andreas, froh, daß man ihn nicht in Anspruch nahm, zog sich vorsichtig hinter Adelheids Stuhl zurück. Klempner wurde von Lizzis Rücken gedeckt. Die Schauspielerin zuckte mitleidig die Achseln.

„Kasse machen! Solche Händler-Anschauungen, meine gnädige Frau, sind uns Künstlern fremd. Als ob es auf Kasse machen ankäme, wenn es sich um eine neue große Kunst handelt wie bei ,Rache!‘. In Posemuckel und in Meseritz —“

„Ah, Posemuckel und Meseritz.“

„Gewiß. Dort hat Mache !< Erfolg gehabt, und die wahre Bildung, meine gnädige Frau, findet sich vielleicht häufiger in der Provinz als bei unserem dünkelhaften Berliner Publikum. Ein Stück wie unseres ist natürlich nur für die Elite der Bildung, während die Frauenrechte, na, die liegen doch schon in allen Gossen.“

„Meinen Sie wirtlich? Wenn wir von Gossen reden wollen, so kommen in ,Rache!‘ wohl mehr Dinge vor, die nach der Gosse riechen. Überhaupt werden Sie mir erlauben, solche Angriffe auf die besitzende Klasse sehr wenig sauber zu finden, wenn sie von einer gewissen Seite ausgehen, von Leuten, meine ich, die zu allerletzt berechtigt wären, sich über uns zu beklagen!“

Adelheid schöpfte Atem. Sie stand im Begriffe, die von Andreas erlernten Einwände gegen Klempners Sittlichkeit zu wiederholen und dem Verfasser von „Rache!“ jedes Abendessen vorzuwerfen, daß er von der besitzenden Klasse angenommen hatte, indes er

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