Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/198

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Backen rundeten sich, und Adelheid stellte, indes sie ihn umarmt hielt, nicht ohne Wehmut fest, daß sein Leibesumfang um zwei Zoll zugenommen haben müsse. Auch entwickelte er eine ungewöhnlich starke Eßlust. Dreimal am Tage speiste er in verschiedenen Weinrestaurants nahe bei seiner Wohnung, da ihm die Bewegung beschwerlich zu fallen begann. Während er sich mittags, gleich nach dem Aufstehen, und zur Nacht mit einer kräftigen bürgerlichen Mahlzeit begnügte, hatte er am Frühabend, sobald die Geliebte ihn verließ, einen Heißhunger zu stillen, dem zwei Dutzend Austern, ein blutiges Roastbeef und etwas Geflügel mit Mühe genügten. Er trank dazu eine Flasche Château Laffitte, zuweilen auch ein wenig Sekt. Wenn der schwarze Kaffee und dys Gläschen sue cliampaFue vor ihm standen, überkam ihn ein wohliger Seelenfriede. Er sank langsam immer tiefer in seinen roten Plüschsitz hinein, der Kopf, mit Blut überfüllt, fiel schwer auf die Brust, und der junge Mann entschlummerte. Einmal fuhr er mit einem leisen Aufschrei in die Höhe. Die Cigarre, die ihm aus dem Munde hing, hatte sein Vorhemd durchsengt und verbrannte ihm die Haut am Halse. O, mit wie weichen Lippen Adelheid am nächsten Tage diese wunde Stelle wieder heil küßte! Wenigstens versuchte sie es.

Als eine Woche bei solcher Lebensweise verstrichen war, sagte sich Andreas, daß es ihm noch nie so wohl ergangen sei. Indes dehnte die Schläfrigkeit, die ihn nach dem Essen befiel, sich allmählich über den ganzen Tag aus. Sein Kopf blieb schwer, so viel Ruhe er

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