Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/185

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ihren Gefühlen hingegeben, um an etwas zu denken, sagte sie nochmals:

„Du bist edel.“

„Du hast eine schöne Kinnlinie,“ sagte er, indem er sie weiter auf seinen Schemel herüberzog, der umzuschlagen drohte.

„Du bist edel,“ wiederholte sie, und damit glitten sie, ein wenig heftig, so dafz es fast ein Sturz war, auf das fchmale Schülerbett, das die ungewohnte Last nicht ohne beträchtliches Ächzen empfing. Das war Alles. Andreas hatte es sich nicht so einfach gedacht.

Als sie einen Augenblick zur Besinnung kamen, wollte er die Kutte abwerfen. Adelheid hielt seinen Arm fest.

„Laß das!“ befahl sie, und sie meinte, er müsse ihr die teuflische Lust ansehen, vor der ihr selbst beinahe graute. Denn sie fand ein ungeahntes Vergnügen daran, den Mönch zu lieben. Noch nie war sie von einer solchen verheerenden Leidenschaft erfüllt gewesen. Jetzt begriff sie den Satanismus und die Magie, den Sadismus und noch andere Perversitäten, von denen sie hatte erzählen hören. Keine ihrer Bekannten, nicht einmal Frau Pimbusch, die doch mit allen möglichen Infamien prahlte, konnte je so etwas erlebt haben. Sie stützte den Kopf in die Hand und betrachtete Andreas mit der entsetzensheißen Begehrlichkeit einer Sphinx.

Er war weit davon entfernt, sie zu verstehen. Doch war auch sein Vergnügen unerwartet groß, und er sank in Adelheids Arme zurück, noch bevor sie

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