Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/173

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mütiger Junker und finsterer Pfaffen genug zu thun gehabt hätten, sich hier herbeiließen, gemeinen Pöbelexcessen Beifall zu spenden?

Die meisten waren aufgesprungen, völlig überwältigt von der Apotheose des Proletariats, die das Stück beschloß. Am düsteren Schneehimmel flammte ein bengalisches Rot auf, der Widerschein von Feuersbrünsten, die die Stätten bourgeoiser Gewaltherrschaft zerstörten. Hinter sich das Werk seiner Rache, den zerbrochenen Bahnzug und die verstümmelten Leichen seiner Feinde, zog das Volk in verschlungenen Paaren, die Arme selig ausgebreitet, dem Morgenrot der Menschengüte und Brüderlichkeit entgegen. Liebende Paare fanden einander in Freiheit und Natürlichkeit. Das Mädchen und der Bursche, die geretteten Opfer der niederträchtigen Fabrikdirektorsgatten, sanken einander in die Arme und versprachen sich die Ehe. Denn im Grunde genommen war das Volk moralisch. So durfte auch Liebling, des sittlichen Gedankens versichert, sich zufrieden geben.

Als die Darsteller, dnrch alle überstandenen Strapazen erheblich geschwächt, elfmal vor der Rampe erschienen waren und das Haus sich leerte, begannen die Herren im Parterre, deren weiße Handschuhe in Fetzen hingen, leidenschaftlich die Arbeitermarseillaise zu verlangen. Die noch anwesenden Orchestermitglieder mußten endlich dem Wunsche genügen, und das Publikum stimmte voller Hingebung ein. In der Loge der exotischen Diplomaten sah man Türkheimer wohlgefällig lächelnd den Takt schlagen.

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