Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/155

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

vor dem Munde, und es ward auf der Bühne mehr gehustet als gesprochen. Hier und da klappte in einer Loge ein Fächer zu, und ein Schluchzen ließ sich vernehmen.

Darauf begannen zwei junge Leute den Genossen ihr Leid zu klagen. Das Mädchen mußte den Direktor hinter der Kirche erwarten, der Bursche war von der Frau in den Garten des Herrschaftshauses bestellt. ImWeigerungsfalle wurden sie weggejagt, und ihre arbeitsunfähigen Eltern waren brotlos. Sie mußten sich also wohl fügen, aber die Schande hatte lange genug gewährt, und die Rächer folgten ihnen in einiger Entfernung. Die Wartezeit, bis weitere Ereignisse eintraten, ward von dem Röcheln der Kranken ausgefüllt. Plötzlich ertönte ein gellender Schrei, dem wüstes Gejohle folgte, und die Messalina ward von den Männern auf die Bühne geschleppt. Die Weiber warfen sich auf sie, brachten ihre Röcke in beträchtliche Unordnung und begannen die nicht mehr bekleideten Körperteile lebhaft zu bearbeiten. Eine nach der anderen sagte ihr sodann die Wahrheit ins Gesicht, worauf die Dame, vor Zorn und Angst in den Naturzustand zurückgefallen, mit der gleichen schmutzigen Beredsamkeit entgegnete.

Es war eine Scene, der niemand widerstand. Der Racheschrei des ausgesogenen, geschändeten Volkes ging durch das ganze Haus. Er durchschüttelte die Damen, daß ihre Brillanten klirrten. Frau Pimbusch stieß unverständliche Laute aus, während sie auf ihrem Stuhl auf- und niederflog. Sie mußte von Frau Türkheimer beruhigt werden. Die Millionäre auf den

145