Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/127

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Ehrgeiz, als letzter Ausdruck einer an Überfeinerung zu Grunde gehenden Gesellschaft zu gelten. Den Baron Hochstetten hatte er sich, seit er ihm bei Türkheimers begegnete, zum Vorbild genommen zwecks Einübung einer feudaleu Physiognomie. Seine Anstrengungen wurden erleichtert durch einen flachen Schädel über den dreißig erfreuliche Jahre verheerend dahingegangen waren, durch die glasige Blässe seiner Augen und durch eine Haut, fahl und durchlöchert wie Pergament. Nur seine mächtigen Kiefer, die beim Sprechen gefräßig auf und zuklappten und eine Art großer spitzer Raubfischzähne sehen ließen, erzählten noch von den starken Erwerbsinstinkten seiner Väter. Aber indem er sie kraftlos auf die Brust herabhängen ließ, wußte er auch sie seinen Absichten dienstbar zu machen. Und obwohl er von der Herkunft seines Großvaters durchaus nichts wußte, kam dieser Sproß des kräftigen Bürgertums dem Ideal des vollkommenen Kretinismus mindestens eben so nahe wie der Freiherr von Hochstetten, dessen Vorfahr mit dem Burggrafen von Nürnberg in Brandenburg eingezogen war.

Die Persönlichkeit, der Andreas so viel Aufmerksamkeit schenkte, stieß unvermutet einen Entsetzensschrei aus. Pimbusch starrte schreckensbleich der Hausfrau ins Gesicht und stotterte:

„Was sagen Gnädigste? Das Haus für ,Rache!‘ ist ausverkauft? Unmöglich, Gnädigste, es würde mich zur Verzweiflung treiben!“

„Claire!“ rief er, „hörst du es nicht? ,Rache!‘ ist ausverkauft, und wir haben keine Loge!“

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