Page:H.M. Flöten und Dolche.djvu/87

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Gemma wandte sich unversehens um und sagte kurz:

„Also tue es.“

Er blieb stehen, mit unüberlegter Erbitterung:

„Ich soll — dich soll ich —?“

„Ja, soll denn ich es tun?“

Sie sahen einander gerade in die Augen, und sahen es darin aufflammen von Feindseligkeit.

In der nächsten Sekunde liefen sie aufeinander zu, sanken sich an die Brust. Einer fühlte des andern Tränen auf der Wange.

„Wir, die wir nur noch ein Leben haben!“

„Ich habe dein Blut in mir,“ sagte Gemma. „Nur deines!“

„Und doch müssen wir uns töten, du mich, ich dich.“

„Wir sind unglücklich!“

Sie blieben lange reglos. Da schluchzte Gemma auf.

„Ich soll dich nie mehr haben — nie mehr.“

„Ich soll niemals mehr deine Hüften küssen,“ sagte Mario, „und ihre kleinen Gruben mit den Lippen messen. Nie mehr das Gesicht in dein Haar wühlen, nie mehr deine Knie —“

Er hielt, an sie geklammert, eine schmerzliche Andacht. Er füllte ihre zarte, rote Ohrmuschel

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