Page:H.M. Flöten und Dolche.djvu/146

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zitterte, seine Hände umkrampften die Lehnenknäufe seines Thrones. Dann stahl er sich in die Kerker und flehte die Elenden an, ihm zu vergeben und seine Freunde zu sein.

Auf seinen weißen Terrassen, auf die blau und feierlich ein unerbittlicher Himmel drückte, brach er in Hilferufe aus: „Gnade! Hör’ auf!“ Niemand vernahm es als seine stummen schwarzen Eunuchen. Nichts bewegte sich als ihre rollenden Emailaugen, und Lukas stürzte, die Arme weit geöffnet, zu Boden, so daß das Juwelenband seines Hauptes auf den Marmorfliesen zersprang.

Eines Nachts tastete er sich durch finstere Gänge. Die Mordgedanken, die er hegte, glühten vor ihm her und zeigten ihm den Weg. Er kratzte an Dianoras Pforte, sie ging klagend auf, und er sah, daß es schon geschehen war: Ihr Kopf hing mit schwerem Haar über den Rand ihres Lagers, ihr Hals trug den dunkel unterlaufenen Abdruck einer eisernen Faust.

Er floh und lebte als schweifendes Tier. Er heulte ihren Namen dem Sturmwind entgegen, er fluchte ihn zum Himmel hinauf, er brüllte ihn den Ungeheuern in die Erdhöhlen hinein. Er tobte, bis sein Leib von Stahl und seine Seele

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