Page:H.M. Flöten und Dolche.djvu/144

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

bestreut; Lukas beschritt ihn allein. Er erstieg die Stufen und blieb stehen, weil er Dianoras Atem auf seiner Schläfe fühlte.

„Jetzt bist du Kaiserin,“ sagte er und wartete.

Sie sah ihn an: er trug auf den Wangen die Fahlheit aller begangenen Verbrechen, seine Lippen bluteten. Sie sagte:

„Du bist nicht mächtig genug.“

Da kehrte er um und verschloß sich im Palast.

Er wanderte rastlos, Tag für Tag durch goldene Säle voll gewirkter Decken, zwischen blauen, goldgeäderten Säulen; silberne Blätterranken hingen von einer zur andern. Silberne Brunnen dufteten wie die Wunden heiliger Frauen. Lukas aber erschrak tötlich, wenn draußen in den Gartenwegen die goldenen Kiesel knirschten unter den Tritten der Sklaven, die Dianoras Sänfte trugen. Sie sang zur Laute; ihre Stimme schwankte, sanft und schwermütig, über den Schwingungen der Saiten hin, wie ein Schmetterling über einem wogenden Blumenanger. Und droben, im spitzen Porphyrrahmen seines Fensters, lag Lukas, die Faust an der Stirn.

Er schlich ihr nach, wenn sie badete, in der Abendkühle, bei der warmatmenden Aloe von

138