Page:H.M. Die kleine Stadt.djvu/55

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indes der linke Arm steif blieb. Bis auf den Boden zog er schon von weitem den Hut, grimassierte und krähte dazu.

„Guten Morgen den Herren! Welch glänzender Tag. An solchem Tage stirbt man nicht!“

„Wir denken nicht daran, Nonoggi“, erwiderte der Advokat. „Ihr geht wohl zum Nardini? Grüßt ihn von mir: ich sei heute bereits in Geschäften bei ihm gewesen.“

„Sie sehen schlecht rasiert aus“, sagte der Barbier zu Nello Gennari. „Das mißfällt den Frauen, mein Herr. Wenn Sie sich mit dem Sitz auf jenem Stein begnügen wollen — er ist im Schatten —, bediene ich Sie sogleich … Sie wollen nicht? Sie haben unrecht. Wir sehen uns also ein andermal. Euer Diener, ihr Herren!“

Der Advokat rief ihn zurück. Er wartete, bis der Barbier nahe herangekommen war, sah sich um und sagte halblaut:

„Nonoggi, habt Ihr den Baron gesehen? … Ich auch schon. Nonoggi, es ist etwas vorgefallen zwischen ihm und jener Fremden im „Mond“, der Komödiantin…“

„Ah! Ah!“

Der kleine Mann riß seine unsauberen Augen auf und zu. Er zuckte; die roten Rinnsale in seiner Gesichtshaut führten blutige Tänze auf.

„Nonoggi,“ fuhr der Advokat fort, „wir müssen in dieser Sache sehr vorsichtig sein: es ist eine so alte Familie. Ihr erfahrt es doch, daher erbitte ich Euer Schweigen.“

Der Barbier hatte schon längst die Hand auf dem Herzen; er hüpfte, dienerte, machte den Mund rund und streckte den Arm mit der Tasche von sich.

„Wie es bedauerlich ist,“ sagte er, „wenn selbst die Herren sich vergessen. Andererseits sieht man es gern. Genug, wir werden schweigen. O! der Herr Advokat kennt mich, wie ich ihn kenne.“

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