Page:H.M. Die kleine Stadt.djvu/414

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Unterpräfekt, Herr Fiorio, konnte gerade noch dem Maestro in den Arm fallen. Er beschwor ihn um den Königsmarsch.

Der Marsch sprengte daher, man klatschte; der Advokat entriß sich dem Volk; er sah auf sich zu den großen rostigen Schlüssel kommen, den Don Taddeo mit beiden Händen vor sich hinhielt. Don Taddeo war bleich, als sei er tot; seine scharf roten Augen wichen nie von dem Advokaten. Wenn eine Frau sich nach seiner Soutane bückte, um sie zu küssen, tat er eine rasche Wendung, sonst aber hielt er, obwohl alle von ihm die Hände ließen, seine Schritte lange zurück, als wollte er diesen Gang verlängern, immer noch verlängern … Der Advokat streckte plötzlich beide Hände aus und begann zu eilen. Er hatte eine achtungsvolle Miene, und fast lief er. So trafen sie sich, noch ehe Don Taddeo beim Brunnen war. Er hielt den Schlüssel weiter von sich, der Advokat nahm ihn mit einem Kratzfuß. Dann zogen sie sich leise voneinander zurück. Das Volk wartete, verstummt. Der Advokat hüstelte, und Don Taddeo sah zu Boden. Auf einmal hatte er mit einem Lächeln die Augen aufgeschlagen und der Advokat die Arme ausgebreitet. Der Beifall des Volkes umstürmte sie, wie sie einander auf der Brust lagen. Am Dom klatschte die Fahne des Papstes, gelb und rot gleißend, in ihre schweren Falten. Der Gevatter Achille warf über dem Gewimmel sein weiß-rot-grünes Tuch rasend hin und her durch die blaue Luft. Pipistrelli zog nun beide Glocken, er ließ sie tanzen. Die Musik setzte sich in Bewegung, im Eilschritt blies sie ihr Stück, wie einen berauschenden Wind, um den Platz; — und da ging zum drittenmal die Kanone los. Don Taddeo und der Advokat hielten sich an den Händen; „Es lebe der Advokat! Es lebe Don Taddeo!“ — und indes jeder sich nach seiner Seite verneigte, gaben in der Mitte ihre Hände sich manchmal einen Ruck, als leitete einer auf den andern den ganzen Beifall ab: gerade wie man es in der

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