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Page:H.M. Die kleine Stadt.djvu/388

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sie. Wie er leidet um unserer Sünden willen! Seht seine Augen! Sie erlöschen…“

„Wie?“ fragte Don Taddeo, vorgebeugt, vorwärts gezogen von jenen hellen unbeugsamen Augen. „Muß ich noch mehr sagen? Alles denn?“

Die Zähne schlugen ihm zusammen, er keuchte. Die Pipistrelli plapperte laut aus ihrem Gebetbuch. Die Frauen ringsum raunten miteinander. Don Taddeo griff sich an die Brust; er riß daran, er riß es heraus:

„Ja, ich bins, ich habe es getan.“

Da bewegten sich jene Lider, die nie gezuckt hatten. Jene schrecklichen und erlösenden Augen senkten sich. Don Taddeo griff um sich.

„Er schwankt! Er fällt! Wehe! Der Heilige stirbt.“

Alles sprang auf, ein heißer Stoß warf alle nach vorn. Bevor sie ihn erreicht hatten, rang Don Taddeo sich vom Altar empor. Das Chorhemd fiel zurück.

„Seht die Brandlöcher in seiner Soutane!“

Weinende Gesichter, betende Hände strebten zu ihm herauf. Er streckte über sie hin die Arme.

„Friede!“ rief er auf einmal mit läutender Stimme. „Das Opfer ist gebracht, wir sollen Frieden haben. Laßt euren Zwist! Fragt nicht länger nach dem Brandstifter! Er hat gebeichtet, und er ist fort. Ihr habt ihn nicht gekannt. Beschuldigt niemand! Seine Tat gehört nicht ihm; wir selbst —“ und Don Taddeo schlug sich, „haben sie begangen! Denn wir hatten nicht genug Liebe. Wir haßten uns, wir befeindeten uns; jeder hielt sich für den Gerechten, und dadurch wurden wir eine Stadt von Ungerechten, die brennen mußte. Ich klage mich an —“

Die Hand hinaufgereckt:

„— des Bürgerkrieges, in den ich die Stadt gestürzt habe,

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