Page:H.M. Die kleine Stadt.djvu/380

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„Die Regierung steckt mit ihm zusammen; sie haben telegraphiert, und sogleich wird ein Regiment Soldaten hier sein.“

„Wir sind verloren!“

„Was, verloren! Auf, nach der Unterpräfektur!“

„Nein, zu Don Taddeo, ihn befreien!“

Die Menge stieß sich hin und her. Durch sie hindurch brach, die Stirn vorgestreckt, der Savezzo.

„Lügen!“ brüllte er rauh und unförmlich. „Alles Lügen! Ich hole euch den Don Taddeo, damit ihr die Wahrheit hört. Auf die Galeere der Advokat! Oder ich selbst auf die Galeere!“

Aber beim Dom prallte er zurück: Don Taddeo erschien im Corso. Schon umringten ihn Frauen, sie hängten sich an ihn: „Unser Heiliger! Wer ihn uns nehmen will, ist tot!“ Das Volk warf sich ihm, die Arme erhoben, entgegen: „Sprich, Don Taddeo!“ Er aber: mit einem gehetzten Lächeln, mit roten Lidern, die zuckten, wich er im Zickzack den Anstürmenden aus; seine bleich tastenden Hände, auf die so viele Hilfesuchende sich stürzten, schienen selbst zu flehen.

„Sprich, Don Taddeo!“

Er öffnete die Lippen, fuhr mit der Zunge darüber, man sah seinen Kehlkopf arbeiten, aber niemand hörte etwas … Nun stand er oben auf der Domtreppe; alle sahen ihn nun; ein Klatschen erhob sich — und gleich fiel es wieder. Er war fort.

„Er hat etwas gesagt? Was ist es?“

„Er hat uns ein Geheimnis gesagt, denn es geschehen furchtbare Dinge.“

„Niemand hat es gehört. Niemand wird es je hören. Der heilige Mann wird sterben.“

„Er wird uns retten. Er wird predigen. Kommt alle in den Dom!“

„Alle in den Dom!“

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