Page:H.M. Die kleine Stadt.djvu/364

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„Sie lag im Schuppen!“

„Und du knauserst mit dem Wein? Du Glückspilz? Unsere Männer haben geschwitzt für dich!“

„Mein Mann schwitzt am meisten von allen“, sagte die Frau des Baritons Gaddi und zeigte dem Volk seine Hemdärmel.

„Man muß sagen, daß auch die Komödianten tapfer waren; sogar der junge, der doch mit dem Advokaten das Feuer angelegt hat. Warum ist er noch nicht im Gefängnis?“

„Redet keinen Unsinn!“ sagte der Schneider Chiaralunzi. „Als der Balkon herabfiel, wäre ich fast erschlagen: dieser aber hat mich fortgezogen.“

„Nein, das war Virginio“, sagte Nello.

„Die Post geht ab!“ rief Masetti; aber er ward zur Ruhe verwiesen. Ob er die Komödianten denn nackt mitnehmen wolle, da ihnen alles verbrannt sei? Ob er so gottlos sei, daß er nicht zuerst die Messe hören wolle, zum Dank für die Rettung der Stadt?

„Aber nicht alle sind so gute Leute unter diesen Künstlern“, setzte der Schneider hinzu. „Unser Spritzenwagen steckte einmal im brennenden Holz, wir sind gerade nicht genug Leute: ,Fasse einer mit an!‘ rufe ich; und jener steht dabei, aber glaubt ihr, er rührt sich?“

Die Menge betrachtete mißbilligend den Kapellmeister, der, eine große Rolle fest unter dem Arm, von einem Fuß auf den andern trat. Der Schneider hatte sich dunkelrot gefärbt.

„Mag er ein Maestro sein und ich blase nur das Tenorhorn: hier aber sind wir, um die Stadt zu retten, und das ist kein guter Mann, wer nicht helfen will.“

Auch der Kapellmeister war rosig überzogen. Er stieß den freien Arm in die Höhe, legte ihn aber sogleich behutsam auf seine Rolle. Sich abwendend:

„Was wißt ihr?! Laßt mich gehen!“

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