Page:H.M. Die kleine Stadt.djvu/357

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„Wer will noch behaupten,“ sagte mit sanftem Nachdruck Frau Zampieri, „daß sie ihm etwas gewährt habe, was nicht erlaubt ist?“

„Wer will es behaupten?“ wiederholte die Menge drohend.

Die Herren Polli, Giocondi und Cantinelli sahen einander nachdenklich an und schwiegen.

„Sie hat es verdient, von einem Heiligen aus dem Feuer gerettet zu werden!“ rief Frau Nonoggi.

„Wo hat sie sich versteckt? Wenn wir sie finden, wollen wir sie belohnen.“

„Da ist sie!“ — und die Mägde Fania und Nanà zogen sie aus der Laube, wo der junge Severino Salvatori sie mit seinem Mantel bedeckt hatte. Die Menge lobte ihn dafür. Italia, rot und wirr, wie sie war, ward von ihr geherzt.

„Sie hat eisige Füße, die Arme!“

Die Frauen rieben sie ihr.

„Wer hätte es gedacht, daß die Komödiantinnen ehrbar sind“, sagte der alte Seiler Fierabelli zum Schlosser Fantapiè. „Wer einen Sohn hätte, könnte ihn ihr zum Manne geben.“

Der Schneider Coccola rief:

„Und Polli, der sich weigert, seinem Sohn Olindo die gelbe Choristin zu geben!“

„Das ist nicht recht von Euch“, sagten die Männer; und die Frauen:

„Ihr beleidigt uns alle.“

Der Tabakhändler wollte entwischen, aber sie stellten ihn.

„Da sieh, wie sie sich lieben!“ — und die Menge zog Olindo mit der Gelben hinter dem Schuppen hervor, sie führte die beiden dem Vater zu. Polli rötete sich; er drang auf seinen Sohn ein. Die Menge riß ihn zurück; er zappelte wütend. „Ihr wollt wohl sagen, daß auch diese ehrbar ist?“

„Warum nicht?“

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