„Und was die Frauen betrifft“, begann der Leutnant Cantinelli. Der Advokat unterbrach ihn:
„Und warum haben wir uns verändert, meine Herren? Weil wir durch unser Theater endlich ein wenig Bewegung in die Stadt bekommen haben. Daher Ihr neuer Mantel, Herr Camuzzi, mit dem Sie selbst für meine Ansicht kämpfen; daher die neue Blüte unseres öffentlichen Lebens!“
Er rundete die Arme, als wollte er den weiß beleuchteten, vollen und schwatzenden Platz damit umfangen.
„Nie sah man so viele Frauen mit Hüten!“ rief der Apotheker.
„Freilich sagen die beiden Fräulein Pernici,“ begann der Leutnant wieder, „daß einige Hüte nicht von ihnen bezogen und darum nicht schön seien.“
Jeder nannte, ohne den andern zu hören, die Frau, die ihm am besten angezogen schien. Hinter den Bürgern, an der Mauer, fragte Flora Garlinda den Kapellmeister:
„Und Sie, Maestro? Denken Sie an Ihren Ruhm, den die ,Glocke des Volkes‘ verbreiten wird? Denn Sie haben es so einzurichten gewußt, daß neben Ihnen wir andern heute abend ganz verschwanden.“
Und er, mit weichem Lächeln:
„Ich bitte Sie um Verzeihung, wenn ich Ihnen gegen meinen Willen weh getan habe. Ich weiß nicht, was andere denken, was andere fühlen: für mich hat es heute nur eine gegeben, nur eine, bei der Schönheit und Größe waren. Flora Garlinda, die falsche Scham sollte uns nicht hindern, die Wahrheit zu sagen…“
Seine blauen Augen glänzten feucht in seinem rosig bewölkten Gesicht. Sie musterte ihn kalt.
„Es war ein großer Abend“, stammelte er. „Vielleicht waren wir alle nur dazu da, Sie noch größer zu machen. Aber auch ich habe gelebt heute abend, und ich danke allen dafür —“