das Publikum, geblendet durch ihre Erscheinung, die Streichung ihrer beiden Arien nicht einmal bemerkt hat. Der arme Nello sodann bietet Ihnen Gelegenheit, Ihre Leser als Menschen zu rühren: ist er doch, weil er die Anstrengung des Singens nicht erträgt, in eine schwere Ohnmacht gefallen. Der Maestro —“
„Ich erwähne ihn gar nicht“ — und der Advokat spreizte voll Eifer die Hand. Er dachte: „Sie wird mich nicht umsonst bis hierher geführt haben: ich wußte es“ — und er trat ihr voran in den ganz dunkeln Hof des Rathauses.
Die Primadonna sagte:
„Das geht nicht. Sagen Sie, er sei trotz seinem Mangel an regelmäßiger Vorbildung, also sozusagen als Dilettant, überraschend gut gewesen, so daß das Publikum nicht nur aus Lokalpatriotismus der Freundlichkeit der Hauptdarsteller zustimmte, die bei Empfang des Beifalls auch den Maestro in ihrer Mitte sehen wollten.“
„Aber das ist ja beinahe gerecht!“ rief der Advokat. „Ich bewundere Sie immer mehr. Und von Ihnen selbst —“
„O! nur wenig. Aber schließen Sie mit mir!“
„Ich werde sagen, daß Flora Garlinda ein Stern ist, der vorläufig nur erst über den Dächern unserer kleinen Stadt leuchtet. Bald aber geht er über denen der Hauptstadt auf, ja über denen von Paris, London und New York!“
„Sie haben Talent, Advokat.“
„Ich setze hinzu, daß ich lieber schweigen würde, um Sie nicht zu rasch zu verlieren. Aber die Wahrheit drängt ans Licht.“
Die Hand auf dem Herzen, tat er einen Schritt. Sie wich einen zurück.
„Und da Sie das im Ernst meinen, Herr Advokat, habe ich Ihnen nicht zu danken. Männer wie Sie wären beleidigt,