Page:H.M. Die kleine Stadt.djvu/232

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Herr Camuzzi, sehen wir nur genau zu, und wir werden finden, daß in dieser Stadt keine Neuerung, kein Fortschritt, kein dem Volke zu leistender Dienst je anders bewirkt worden ist, als gegen Sie und durch mich. Wer hat sich gegen die Wiederherstellung der Vizinalwege gesträubt und wer sie durchgesetzt? Wer hat den armen Frauen ihr wohlverdientes Waschhaus vorenthalten wollen, und wer hat es ihnen verschafft? An die kaum beendeten Kämpfe um das elektrische Licht und das Theater brauche ich Sie nicht zu erinnern. Sie waren nie dafür, daß irgend etwas geschähe. Man kann sagen, daß Sie, Herr Camuzzi, der Geist der Verneinung selbst sind, und ich, der Advokat Belotti, der Genius der Tat!“

„Aber mein Mann“, sagte droben Frau Camuzzi, „trägt einen besser gemachten Frack. Finden Sie nicht, daß dieser Advokat etwas sehr Vulgäres hat?“

Savezzo erwiderte:

„Also ich zähle auf Sie, gnädige Frau. Sollte ich aber falsch gezählt haben,“ — und er verschränkte die Arme; sie sah seine Muskeln anschwellen — „dann würde ich freilich machen, daß der Komödiant alles ausplaudert, was er von den Damen der Stadt weiß.“

Sie begegnete seinem drohenden Blick leise von unten, indes sie mit dem Fächer spielte.

„Und auch von den Männern?“ fragte sie sanft. Dann erhob sie mit einem offenen Lächeln den Kopf.

„Wir verstehen uns, Herr Savezzo, und wenn wir uns niemals mißverstehen, können wir sehr stark sein. Wer weiß, was aus uns geworden wäre, aus einem Manne von so großem Talent, aus einer vielleicht nicht ganz gewöhnlichen Frau, wenn wir anderswo hätten leben können, in einer großen Stadt —“

Er fiel ein:

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