Page:H.M. Die kleine Stadt.djvu/212

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dem Platz und machte dem Mond seine Komplimente: da haben wir ihn mitgebracht. Du sollst Musik hören, Brabrà!“

Und der Advokat mußte sehen, wie der kleine Uralte, als parodierte er ihn, das Volk grüßte. Er führte seinen Hut, der keinen Rand mehr hatte, im Bogen über die Ränge, er legte die Hand aufs Herz, schlug mit dem Fuß aus, — und unter dem Jubel der Galerie schienen die Gesichte, denen er in den leersten Gassen nachging, zur Wirklichkeit geworden, und die Menge war da, die ihn feierte.

„Aber der Mittelstand wird gefährlich!“ sagte Frau Camuzzi zum Baron Torroni.

Denn der Bäcker Crepalini fuhr fort zu agitieren. Man sah ihn mit seinen herausquellenden Augen und seinem furchtbaren Gebiß im Parterre sich abarbeiten, die Leute um sich her zusammenziehen und unter wütenden Schlägen in die Luft, Aufruhr bei ihnen stiften.

„Warum steht Ihr hier unten und laßt Euch stoßen, Gevatter Felipe? Ihr wißt es nicht. Dann fragt also den Malandrini. Er ist der Wirt „zum Mond“, Ihr seid der Wirt „zu den Verlobten“; eine Loge aber ist nur für ihn da. Versteht sich, denn seine Frau ist eine Schwester der Frau Polli, und der Tabakhändler ist ein Onkel des Doktors Capitani, dessen Frau eine Großnichte des Bürgermeisters ist!“

„Die Herren halten zusammen“, sagte der Schlosser Fantapiè, der mit dem Schlosser Scarpetta von der Galerie herabgestiegen war; „und der einzige, der dem Volk helfen kann, ist Don Taddeo.“

Der Schuhmacher Malagodi bekam einen roten Kopf.

„Man kann sagen, daß wir im Nepotismus umkommen. Warum bin ich nicht Gemeinderat geworden? Weil die Elena, mein Lehrmädchen, sich geweigert hat, zu tun, was

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