Page:H.M. Die kleine Stadt.djvu/147

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Als sie fort waren, entstieg den dunkeln Bogen des Rathauses der Advokat Belotti und schwänzelte zur Apotheke hinüber. Er hob den Vorhang auf und flüsterte durchdringend:

„Komm! Wir sind befreit.“

Ein rauher Freudenschrei, — und der alte Acquistapace drang hervor, stelzend, daß der Platz davon hallte.

„Sst!“ machte der Advokat. „Die Feinde der Kunst nicht aufwecken! Bin ich geschickt gewesen? Wie? Alles hat geklappt.“

„Und ich,“ jubelte der Apotheker, „der ich unter meinem Arbeitskittel schon den schwarzen Rock anhatte!“

Sie hakten einander ein, schwenkten sich umher und tauschten Püffe aus.

„Ah! alter Esel, der du bist!“

Auf jeder zweiten Stufe blieben sie stehen und horchten nach den Schritten der andern. Der Advokat sah zurück.

„Ob auch die Hühnerlucia droben ist? die Stadt scheint ausgestorben. Kein Mensch auf dem Platz! Doch: der gewohnte Brabrà.“

Ein Lichtschein, der sich im Schatten des Glockenturmes verlor, streifte einmal den kleinen Uralten, wie er rings um den Platz, als umgebe ihn eine unsichtbare Gesellschaft, einen weiten Gruß beschrieb.

„Heute könntest du mir bei der Italia ein wenig helfen.“

Acquistapace flehte wie ein Knabe.

„Ohnehin werde ich bald der letzte sein. Und wer so viele Frauen hat wie du —; denn man sagt, daß auch die große Gelbe dir nicht länger widerstanden hat.“

„Eh! man sagt vieles“ — und der Advokat kicherte fett.

„Und von Jole Capitani sagt man noch nichts?“

„Wie? du hättest —?“

„Ihr Gatte hat Zucker bei mir finden wollen: Zucker bei

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