Page:H.M. Die kleine Stadt.djvu/140

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III

 

Ob mein Mann läuten kann! Wie? Sagt doch!“ verlangte die Frau des Kirchendieners Pipistrelli, zog die schiefe Schulter noch höher und lugte unter ihrem grünen Augenschirm ringsum. „Und er wird droben bleiben und ihnen vor der Nase die Glocken der Klosterkirche schwingen, solange ihr verdammtes Theater währt. Wir werden sehen, ob es ihnen gelingt, dem Teufel eine Messe zu feiern.“

„Don Taddeo ist ein wahrer Diener Gottes“, sagte der Schlosser Fantapiè und bekreuzte sich. Der Schlosser Scarpetta, der wie Fantapiè an die Arbeiten in der Sakristei dachte, bekreuzte sich eilig mit. Frau Nonoggi verdrehte die Augen.

„Und dennoch wird bald die ganze Stadt droben sein. Nicht rasch genug können sie laufen. Da! falle nur über die Treppe und brich dir das Bein, bevor der Böse dir den Hals bricht!“

„Wie wir Guten wenige sind!“ bemerkte Frau Acquistapace. „Sollte man die Unglücklichen nicht zurückhalten?“

Die Pipistrelli schwenkte schon ihren Krückstock.

„He, ihr Männer! Bleibt unten! Droben ist nichts Gutes zu holen, außer der ewigen Verdammnis.“

Galileo Belotti, der mit einem Haufen Bauern aus dem Café kam, brüllte durch den Lärm der Glocken zurück:

„Was willst du denn? Die Zeiten des Aberglaubens sind vorbei. Wenn übrigens eine Vogelscheuche wie du davor steht, wird niemand in den Himmel wollen.“

Dabei stampften sie die Treppengasse hinan. Die kleine fromme Schar sah trostlos um den Platz, der leer lag.

„Zu denken, daß zur Zeit des Papstes der Galileo zur Messe ging!“ sagte der Schlosser. „Aber wie Monsignore bei seiner letzten Anwesenheit äußerte: die Hoffnung der Kirche wird täglich kleiner!“

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