Page:H.M. Die kleine Stadt.djvu/138

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schaft sogar Hühner à la Villeroy machen, was eine schwierige, aber glänzende Sache ist.“

„Und Leber in Öl will ich“, erklärte das Mädchen.

„Leber in Öl, deine größte Pfanne, Malandrini!“ empfahl der Advokat, als der Wirt schon ins Haus lief, und Polli schrie hinterher:

„Sorge für den Zabajone!“

Der Apotheker hörte es von draußen und rief über den Hof:

„Ich werde die Eier schlagen und den Marsala hineinmischen. Niemand gibt dem Zabajone die richtige Dicke als nur ich!“

 

„Was schreit er?“ sagte hinten im Corso Italia Molesin zu Nello Gennari. Er zuckte die Achseln.

„Sie werden sich betrinken wollen.“

„Und der Advokat schwänzelt um die gelbe Gina herum! Ist dieser Mann denn unermüdlich?“

„Unsere Ankunft“, sagte Nello, „hat belebend gewirkt auf die Einwohner dieser Stadt. Auf einmal ist ihnen der Mut gekommen, ihre Laster in Freiheit zu setzen.“

„Ob das nicht abscheulich ist! Da glaubt man für sechs Wochen Ruhe gefunden zu haben. Ich war entschlossen, ihm treu zu bleiben; und nun, am selben Tage noch —“

Italia hatte eine feuchte Stimme.

„Diese Leute zwingen uns, ein unmoralisches Leben zu führen.“

„Wem sagst du es“, erwiderte der junge Mann mit geschlossenen Zähnen.

„Aber dich hat doch niemand betrogen?“ fragte sie. Er murmelte:

„Nur ich selbst mich. Ich nahm mir ein zu hohes Ziel. Zu Großes mutete ich mir zu. Ich hätte reiner sein müssen, als ich bin.“

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