„Aber es ist geradezu die Schönste“, sagte der Advokat und war nicht vom Fleck zu bringen. „Dein Sohn hat sich geradezu die Schönste ausgesucht: die mit den gelben Haaren. Schon heute nachmittag sah ich ihn mit ihr auf dem Platz. Du hast recht, Polli, daß das nichts für Hosenmätze ist. Aber mit uns“, flüsterte er durchdringend hinauf, „wird das Fräulein vielleicht im Gasthaus „zum Mond“ ein kleines gutes Souper einnehmen wollen. Ich bin der Vorsitzende des Theaterkomitees und kann Ihnen nützlich sein.“
„Dann bin ich sofort bei Ihnen, meine Herren“, erwiderte sie. Man sah sie drinnen im Schein einer Kerze den Puderquast schwingen. Die Röcke raffend, die raschelten, erschien sie auf der Schwelle und streckte die Hand sogleich dem Tabakhändler hin.
„Ihr Sohn ist ein Kind“, sagte sie; „Sie aber, mein Herr, sind ein wirklicher Mann.“
„Wir wollen es hoffen“, erwiderte er mit grober Stimme und einem Lächeln, das sich unwiderstehlich entfaltete. Dann besann er sich darauf, ihr den Arm zu bieten. Der Advokat mußte mit dem Apotheker hinterhergehen. Er schnaufte.
„Dieser Polli hat mehr Glück, als ihm zukommt“ — und lauter:
„Fräulein, ich hatte schon von Ihnen gehört, denn Sie sind die Schönste, und ich habe Ihr Engagement durchgesetzt.“
Sie wandte sich über die Schulter ihres Begleiters nach ihm um.
„Ah! der Herr ist der berühmte Advokat Belotti. Ich bin glücklich, mein Herr, Ihre Bekanntschaft zu machen.“
Plötzlich streckte sie ihm die Zunge heraus, — und rasch machte sie sich wieder an Polli, zu dem sie sich achtungsvoll bückte, wie Olindo getan hatte.
„Welch ein Weib!“