Page:H.M. Die kleine Stadt.djvu/134

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

Kinder. Sie hoben sich auf die Fußspitzen, um über die rote Gardine hinweg in ein Schenkenzimmer zu spähen, wo Choristinnen mit ihren Kameraden saßen, und sie berieten darüber, ob die Paare, die zusammenwohnten, wirklich verheiratet seien. Als der Tischler Vittorino Baccalà, im Arm ein ganz kleines, buntes Geschöpf, das Haus bei der nächsten Laterne betrat, seufzte der Tabakhändler und sagte dann:

„Er hat recht.“

„Auch für andere ist noch etwas da“, erklärte der Advokat und klopfte ihn auf die Schulter.

„Aber woher kommen sie alle?“ setzte er hinzu, denn dort hinten schlüpften schon wieder zwei durch einen Lichtstreif. „Man weiß doch, daß es nur dreizehn sind, und die ganze Stadt scheint voll von ihnen.“

„Überall riecht es nach Puder“, sagte der Apotheker mit seiner biederen Stimme. Die anderen beiden schnupperten.

„Sie verlieren ihn in der Luft,“ sagte der Advokat, „wie Insekten ihren Flügelstaub“ — und er sah sich um, denn ihm war, als schlüge über ihm ein Flügel. Ja, wirklich, auf dem niederen Balkon des Hauses Filiberti fächelte sich eine: eine große, — und jetzt roch man sie auch. Hinter ihr aber verschwand ins Dunkel ein Mann; wer war es? Der Tabakhändler hatte ihn erkannt.

„He! Olindo! Willst du hervorkommen!“ — und er stieß mit dem Zeigefinger nach dem Pflaster.

„Soll ich dich holen, du frecher Bengel?“

Der junge Polli zeigte sich am Gitter.

„Papa,“ stotterte er, „das Fräulein wünschte Räucherkerzen gegen die Mücken, und weil der Laden zu war, habe ich sie ihr gebracht.“

„Augenblicklich kommst du herunter!“

Der junge Mensch wand sich umher. Man sah seine roten

126