Als sie wieder am Tische saßen, raunte der Apotheker dem Advokaten zu:
„Glücklicher Mann, der du bist! Sie liebt dich mehr als den Baron. Man sah wohl, daß sie Furcht um dich hatte.“
„Du glaubst?“ — und der Advokat strich sich den Schnurrbart.
„Man weiß in betreff dieser reisenden Nonnen“, begann der Leutnant wieder, „von sehr sonderbaren Fällen…“
Nello Gennari sah sich plötzlich um. Wie? die Post war da? „Mit ihr kam ich gestern: ists möglich, erst gestern? Und dann stand ich dort drüben und sah Alba in den Dom gehen … kann das geschehen sein? Habe ich nicht geträumt? O! nie wieder wird es geschehen. Ich sehe sie nie wieder!“ Und er errötete bei der Erinnerung, daß er gegen Flora Garlinda sich großer Dinge gerühmt habe. „Ich bin klein, klein und komme nur vorüber und verwehe, wie ein wenig Staub, den ihr Fuß aufhebt.“ Aber hundertmal hatte schon in seinem Herzen die Gewißheit geschlagen, er werde sie lieben und keine Zukunft mehr haben, als diese! Und hundertmal schon war er verzweifelt! „Ich begreife mich nicht. Mein Geist hat das Fieber, und was ich denke, ist abwechselnd wie Feuer und wie der Tod.“
„Wo bleibt der Maestro?“ fragte der Cavaliere Giordano, der die ganze Zeit starre Augen gehabt hatte. „Die Chorprobe müßte aus sein.“
„Wohl“, sagte Gaddi. „Aber diese Anfänger haben einen solchen Eifer. Welche ungesunde Aufregung heute morgen! Ich möchte wissen: wenn einer seine Pflicht tut und seine Familie erhält, ist das nicht genug?“
Der alte Tenor prägte seiner Miene einen erhabenen Spott auf. Der Bariton bemerkte es nicht, weil er einen seiner Söhne von anderen Jungen bedroht sah und hineilte, um