Page:H.M. Die Armen.djvu/21

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Malli wollte Dinkl ertappt haben bei Leni hinter dem Bretterverschlag; und hinweg über ihren großen Bauch, woran drei Kinder sich festhielten, schrie sie ihm zu, er solle sich nichts einbilden, er sei nicht der einzige, — indes Leni aufheulte und Dinkl aus Verlegenheit seine komischen Gesichter schnitt.

„Schäm’ dich!“ sagte Balrich zu der verheirateten Schwester. „Ich weiß ganz genau, daß das wieder nur ein Schwindel von dir ist.“ Und er zog Leni an seine Schulter. Denn obwohl er gar nichts wußte, war es unmöglich, daß sie so etwas tat. Er hatte sie lieb. Er hatte sie so viel lieber als Malli, daß er ein schlechtes Gewissen fühlte und nichts mehr sagen mochte. Leni durfte noch hübsch, leicht und sauber sein, Malli, die ärmste, ward es nie wieder. „Und ich, wenn ich erst verheiratet bin, werde aussehen wie Dinkl.“ Malli hatte früher nicht gelogen. Jetzt ward nach dem Aufstehen gebetet, und dann sofort eine Klatschgeschichte, die das ganze Haus durcheinander brachte. Alle hier waren gute Leute, und handelten infolge ihrer Armut als seien sie böse Leute, — indes Reiche, die nicht gut waren, sogar gerecht sein durften.

Schön, jetzt trat die Polster auf und behauptete, Dinkls hätten ihr Milch gestohlen. Neuer Krach, neue Tränen, und durch die Aufregung kamen bei Malli die Wehen. Die Polster half ihr sofort wie eine wahre Schwester, zog sie aus, bettete sie, versprach ihrem

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