Page:H.M. Die Armen.djvu/133

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Und Balrich, kalt, wütend:

„Nein, Genosse.“

Dem Mitglied des Reichstages ward es bange. „Nur keine Gewalttat“ riet es dringend. „Streiks und andere Gewaltmittel treffen zuerst uns,“ — und er dachte an seine paar Gausenfelder Aktien.

Der Arbeiter erriet beiläufig. Er sprach nicht mehr zu dem Armseligen neben ihm, zu sich selbst sprach er:

„Wir müssen wollen und müssen glauben, an uns und an alle. Wir haben doch Seelen, wir wissen doch von dem Guten, Menschen sind wir doch. Damit allein sind wir schon stärker als das Geld.“

Der alte Politiker schielte ihn an, höhnisch aus gelben Augenwinkeln. Dann seufzte er, denn dunkle Erinnerungen kamen ihm, an den jugendlichen Luxus der Gefühle. In seiner Jugend, ihm war es, nicht er nur, alle hätten damals so gefühlt und hätten geglaubt — Unsinn wohl, aber man glaubte … Ein ganzes Stück ging er beschämt, in ungewissen Gedanken an die gealterte Partei und an ein nicht genütztes Leben.

Dann klopfte er dem jungen Menschen auf die Schulter und prophezeite ihm trotz allem eine schöne Karriere. Zu seinem Erstaunen stieß aber Balrich seine Hand fort und schrie ihn an. Denn auch Balrich schämte sich, er fühlte: „Ich habe schon zu viel ge-

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