Page:H.M. Die Armen.djvu/100

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den dünnen Mauern, den geöffneten Fenstern; und lauschend vernahm er dann auch Schelten, einen Aufschrei aus dem Traum, Gestöhn beim Sterben, und wieder das Winseln Eines, das zur Welt kam. Vor langer Zeit, er entsann sich, hatte er dies alles schon belauscht, nur der Sinn damals war anders. Nicht länger bedeutete dies Härte oder Trostlosigkeit und litten sie oder schliefen, er, er wachte und besann.

Er spannte sich beglückt. Seine Leute, seine Gefährten, die Seinen. Arm mit ihm, und eines Tages durch ihn reich. Die schaukelnden Rosenkränze vor Villa Höhe! … Hier verdüsterte er sich und versank. Eine Zeit gab es, da hatte er nur an sich gedacht und an niemandes Recht als nur seins; hatte auf der Stelle Besitz ergreifen wollen und genießen. Sein Herz erinnerte ihn dann doch an Leni, das geliebteste der Wesen. Aber verdienten andere Wesen es weniger, geliebt, befreit, bereichert zu werden? Sie waren nicht alle gut, nicht alle fein. Feinheit und selbst Güte, meinte der Arbeiter, bringt ihnen erst das Geld. Sie waren oftmals böse miteinander, wie gegen sie die Reichen, die das Geld nur böse machte, meinte der Arbeiter. Alle durcheinander kämpften sie, weil sie litten; kämpften sich durch, unbekannt einem jeden, wohin. Mit ihrer Vernunft waren sie sich noch nie begegnet.

Die Vernunft aber spricht doch zu jedem, daß wir

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