Page:H.M. Diana.djvu/82

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Pavic versetzte:

„Hoheit, in der Gefahr bin ich am stärksten. Bevor damals die Schergen Hand an mich legten, lebte ich in einem Rausch von Kraftgefühl. Ich redete täglich mindestens zweimal zum Volke, ich wies keinen der Mühseligen und Beladenen von meiner Schwelle, — und dennoch hatte ich gerade damals meine todkranke Frau zu pflegen. Ich kann sagen, Hoheit, von Dolchen umzückt, habe ich mein Weib beweint.“

Er machte einige feste Schritte; es ward ihm schwer, stille zu sitzen. Sein Organ mäßigte sich in der intimen Umgebung. Draußen tönte es weit ins Land hinein, hier schmiegte es sich behutsam in Stofftapeten und verlor sich in schattigen Winkeln. Nur seine Bewegungen blieben groß, als würden sie am Meeresstrande, in weiten Ebenen vollführt und sollten von den hintersten der zehntausend Zuschauer erkannt werden:

„Ihre Frau ist gestorben?“

„Von ihrer Leiche rissen sie mich fort. Ich las in der Bibel. Denn —“

Er nahm Platz.

„Denn ich pflege in der Bibel zu lesen.“

„Warum eigentlich?“

Er sah sie an, tief erstaunt; er stotterte:

„Warum … Warum … Nun … es beglückt mich … und es hilft, Hoheit, es hilft. Wie oft habe ich in Gefahren gebetet, bei Wanderungen durch die Felsschlünde des Velebit und über seine steilen Mauern. Noch ganz kürzlich, während einer Überfahrt mit dem

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