Page:H.M. Diana.djvu/35

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Nebenzimmer stand das Bett der Gouvernante leer. Lächelnd schlief sie wieder ein.

Am nächsten Tage trat ein Herr in ihr Zimmer.

„Papa?“

Sie war fast erschrocken, sie hatte ihn erst in Monaten erwartet.

„Es ist nicht Ihr Papa, liebe Violante, es ist Ihr Onkel.“

„Und der Papa?“

„Dem Papa ist leider ein Unglück zugestoßen, — o, ein leichtes.“

Sie sah nur erwartungsvoll aus, nicht ängstlich.

„Er schickt mich zu Ihnen. Er hat mich schon längst gebeten, mich Ihrer anzunehmen, falls er einmal nicht mehr dazu imstande sein sollte.“

„Nicht mehr imstande?“ wiederholte sie traurig, ohne Erregung.

„Ist er —“

„Abberufen.“

„Tot.“

Sie senkte den Kopf, sie dachte an das letzte unerfreuliche Zusammentreffen. Sie bekundete keinen Schmerz.

Der Herzog küßte ihr die Hand, er sprach ihr zu und betrachtete sie dabei. Sie war schlank, feingliedrig und voll Spannkraft, mit den schweren, schwarzen Haaren des Südens, in dem ihr Geschlecht gewachsen war, und Augen blaugrau wie das nordische Meer ihres Ahnherrn. Der alte Kenner überlegte: „Sie ist

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