Bitter lachend erwiderte Properzia:
„Heute.“
„Und jetzt?“
Sie hob die Arme und ließ sie fallen.
„Und jetzt fühle ich wieder: ich könnte die Welt anfüllen mit ungeheuren Symbolen meiner Liebe, und hätte, wenn sie voll wäre, noch nichts gethan.“
Mutlos trat sie an das Fenster zurück und legte die Stirn gegen die Scheibe. Ein zerklüftetes Gebirge von Mauern und Dächern, spitz, braun, winklig, dehnte sich, hoch über ihr, ungewiß durch die Nacht. Die völlige Dunkelheit kam plötzlich: drinnen erstarb das heiße Leben auf dem marmornen Relief, es tauchte fanft in den Schatten. Die Herzogin sprach wie zu sich selbst:
„Ich möchte Properzia in eine reinere Luft ziehen; sie lebt in der Schwüle. Ich möchte ein Haus bauen, auf dessen Schwelle alle Leidenschaften gleich diesem Marmor in Nichts zerfließen sollten, — alle Leidenschaften, die nicht der Kunst gehören.“
Nach einer Weile fragte sie:
„Wollen Sie versprechen, zu kommen und mir zuhelfen?“
Unversehens ward es hell; der hinkende Diener ging umher und entzündete die Gasflammen.
Sofort traten die beiden Frauen aus dem verschwiegenen Walde der Seelen heraus; sie sahen einander fragend an:
„Haben wir das zusammen erlebt?“